Adenomyose (Adenomyosis uteri) beschreibt Drüsen (Adeno-), die sich in der Muskulatur (-my-) befinden und nicht entzündlich (-ose) wachsen. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Gebärmuttermuskulatur: Zellen der Uterusschleimhaut wandern zur Muskelschicht der Gebärmutter, nisten sich dort ein und beginnen zu wachsen. Da es hier aber nicht hingehört, kann das Schleimhautgewebe Probleme verursachen.
Adenomyose versus Endometriose
Im Gegensatz zur Endometriose bleiben die Zellen bei einer Adenomyose innerhalb der Gebärmutter. Bei der Endometriose treten Herde der Schleimhaut dagegen vor allem im kleinen Becken, also außerhalb des Uterus, auf. Besonders betroffen sind dabei Eierstöcke, Eileiter, Bauchfell, Gebärmutterbänder, Scheide sowie die Region zwischen Gebärmutter, Scheide und Darm. Sehr selten wandern Endometriose-Zellen auch zu anderen Organen wie Lunge, Zwerchfell oder Gehirn.
Viele Frauen von Adenomyose betroffen – Ursachen unklar
Weil bislang keine eindeutigen Kriterien für die Diagnosestellung von Adenomyose existieren, gibt es unterschiedliche Zahlen zur Häufigkeit: So rangiert die Prävalenz in einem Bereich zwischen einem und 70 Prozent. Ärzte des Operationszentrums Hürth nahe Köln vermuten zum Beispiel, dass etwa jede vierte Frau von Adenomyose betroffen ist. Das Alter spielt dabei keine Rolle: Sowohl bei jungen als auch älteren Personen können die Wucherungen auftreten.
Zur Ursache der Erkrankung gibt es viele verschiedene Theorien – die Wissenschaftler konnten bislang allerdings keine davon beweisen. Klarheit herrscht dagegen über Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für eine Adenomyose erhöhen.
Höchstes Risiko: Alter und Östrogen
Auch wenn jüngere und ältere Frauen gleichermaßen an der Störung leiden, entdecken Ärzte das ortsfremde Zellwachstum meist bei Personen zwischen 40 und 50 Jahren. Allerdings könnte die Häufung von Adenomyose bei älteren Patientinnen auch einen anderen Grund haben: Erst in den vergangenen Jahrzehnten verbesserte sich die Diagnose der Erkrankung durch neue Techniken (Ultraschall, MRT). Zuvor konnten Mediziner die Adenomyose nur eindeutig nach einer Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) feststellen. Und die betrifft häufig Frauen im mittleren Alter beziehungsweise kurz vor oder in den Wechseljahren.
Daneben spielt aber auch Östrogen eine sehr wichtige Rolle: Frauen, die dem Hormon sehr lang und intensiv ausgesetzt sind, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Adenomyose zu erkranken. Viel Östrogenkontakt haben zum Beispiel Personen, die mit zehn Jahren oder noch jünger ihre erste Regelblutung hatten, deren Menstruationszyklen 24 Tage oder weniger umfassen, die einen erhöhten Body-Mass-Index (BMI) haben und/ oder die Pille nehmen.
Ein erhöhtes Risiko für Adenomyose haben außerdem Frauen, die
- Tamoxifen, ein Medikament zur Therapie von Brustkrebs, einnehmen,
- mehrere Geburten hatten,
- nicht rauchen,
- chirurgische Eingriffe an der Gebärmutter hatten (Schwangerschaftsabbruch, Ausschabung des Uterus nach einer Fehlgeburt, Kaiserschnitt),
- von Myomen oder Endometriose betroffen waren/ sind.
Symptome: Unterleibsschmerzen und starke Menstruationen
Während manche Frauen ohne Beschwerden bleiben, haben andere einen sehr hohen Leidensdruck: Knapp 80 Prozent der Betroffenen klagen über chronische Unterleibesschmerzen. Außerdem haben viele Erkrankte Probleme mit der Monatsregel (40 bis 50 Prozent): Oft bluten sie besonders stark und länger als gewöhnlich (Hypermenorrhoe). Die Periode ist zusätzlich sehr unregelmäßig. Dabei haben sie intensive Schmerzen (15 bis 30 Prozent), die nur selten durch eine Behandlung verschwinden (Dysmenorrhoe). Sieben Prozent der Patientinnen haben Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie). Ein weiteres Symptom von Adenomyose ist ungewollte Kinderlosigkeit. Denn: Der Spermientransport durch die Eileiter und die Einnistung eines Embryos in die veränderte Gebärmutter funktioniert nicht mehr einwandfrei.
Ultraschall, MRT oder Gewebeprobe bringen Klarheit
Vor allem bei unerfahrenen Ärzten gestaltet sich die Diagnose schwierig: Die Erkrankung ruft Veränderungen in der Gebärmutter hervor, die teilweise knotenartig sind und Mediziner dadurch nur schwer von Myomen unterscheiden können. Trotzdem gibt es einige Methoden und Anhaltspunkte, die dem Experten Gewissheit bringen können. Durch die Wucherungen ist meist eine Uteruswand (Vorder- oder Hinterwand) deutlich dicker als die andere. Außerdem wird die gesamte Gebärmutter größer.
Das können Ärzte bildlich darstellen mittels Ultraschall (Transvaginal-, Bauchsonographie) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Neben dem eindeutig vergrößerten Organ, lassen sich dabei auch Knoten oder unscharf abgegrenzte grobe Gebilde entdecken. Eine eindeutige Diagnose ist auch durch eine Gewebeprobe bei einer Gebärmutterspiegelung möglich.
Therapie: Hormone und OP
Es gibt inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, die Adenomyose zu behandeln. Gegen die Schmerzen geben Mediziner vor allem Hormone (Ovulationshemmer, reine Gestagene, Hormonspirale). Setzt die Patientin die Medikamente aber ab, kehren die Symptome mit hoher Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang wieder zurück.
Mit einer Operation (heutzutage meist über eine Bauchspiegelung) kann der Arzt das überschüssige Gewebe entfernen. Es kann sein, dass dabei die Gebärmutter entnommen werden muss. Davor sollte der Mediziner die Patientin aber über die Risiken und Folgen – zum Beispiel ist keine Schwangerschaft mehr möglich – des Eingriffs aufklären.
Embolisation und Ultraschall als Alternativen
Neben der Operation kommen auch weitere Techniken zum Einsatz: Bei der Embolisation spritzt der Radiologe winzige Partikel in die Blutgefäße der Adenomyose-Bereiche. Die Partikel setzen sich nach und nach fest und blockieren so die Blutzufuhr zu dieser Region. Dadurch schrumpft die Adenomyose und die Symptome nehmen ab oder verschwinden ganz. Außerdem gibt es inzwischen Verfahren, bei denen die Wucherungen mit hoch-fokussiertem Ultraschall therapiert werden. Die Wellen des Ultraschalls erhitzen die betroffenen Bereiche und zerstören sie dadurch.