Herzkreislauferkrankungen sind in Deutschland die häufigste Erkrankungs- und Todesursache. Jedes Jahr sterben rund 170.000 Menschen durch einen Herzinfakt (2010). Demnach gehen bei Frauen mehr als sechs von 100 Todesfällen (6,5 Prozent) auf das Konto eines Herzinfarkts, bei Männern sogar fast neun (8,7 Prozent).
Die gute Nachricht dabei ist: Dank verbesserter Therapien können immer mehr Menschen mit einem akuten Herzinfarkt gerettet werden. Die schlechte: Nach wie vor erkranken sehr viele Menschen an Herzkreislauferkrankungen, obwohl die Risikofaktoren bekannt sind und die Gefahr durch eine gesunde Lebensweise deutlich gesenkt werden kann.
Wechseljahre und Cholesterin erhöhen Risiko
Frauen erleiden in jüngeren Jahren erheblich seltener Herzkreislauferkrankungen als Männer, insbesondere einen Herzinfarkt. Nach dem Eintritt der Wechseljahre steigt jedoch das Risiko auch beim weiblichen Geschlecht deutlich an. Dies wird auf die Schutzwirkungen der Östrogene, der weiblichen Sexualhormone, zurückgeführt. Nimmt deren Konzentration während der Wechseljahre ab, geht auch ihr Schutzmechanismus verloren und das Risiko für eine Verkalkung der Blutgefäße (Arteriosklerose) und damit verbundene Herzkreislauferkrankungen steigt.
Cholesterin begünstigt Herzkreislaufleiden
Gerade bei Frauen wird die Rolle, die Blutfette bei der Entstehung von Arteriosklerose spielen, oft noch unterschätzt. Das Risiko für die krankhaften Vorgänge in den Blutgefäßen wird etwa durch ein ungünstiges Verhältnis von "gutem" zu "schlechtem" Cholesterin erhöht. Cholesterin als solches ist für den menschlichen Zellstoffwechsel zwar unentbehrlich. Wenig "gutes" HDL-, viel "schlechtes" LDL-Cholesterin und hohe Triglyceridspiegel (weiteres Blutfett und Energiespeicher) fördern allerdings das Auftreten von Herzinfarkt, Angina pectoris oder Schlaganfall.
Die hohen Werte der ungünstigen Blutfette führen zu Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden. Sie erhöhen das Risiko für Blutgerinnsel, die in Richtung Herz oder Hirn wandern, dort die Blutversorgung behindern und auf diese Weise einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen können. So verdoppelt jede Steigerung des Gesamtcholesterin-Werts im Blut um 50 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) nach Angaben der Deutschen Herzstiftung das Risiko für einen Herzinfarkt. Personen mit einem Gesamtcholesterin-Spiegel von 250 mg/dl haben also ein zwei Mal so hohes Herzinfarktrisiko wie Personen mit einem Spiegel von 200 mg/dl.
Bei Gesunden: Höhere Cholesterinspiegel erlaubt
Wie hoch die Cholesterin-Spiegel im Blut sein dürfen, hängt im Wesentlichen davon ab, ob noch andere Risiken für Herzkreislauferkrankungen vorliegen. So werden von Medizinern bei Gesunden ohne zusätzliche Risikofaktoren und ohne Hinweise auf Gefäßerkrankungen deutlich höhere Gesamt- und LDL-Cholesterinwerte akzeptiert als bei Personen mit weiteren Risikofaktoren. Dazu zählen frühe Herzinfarkte bei Verwandten ersten Grades, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen, Übergewicht und – bei Frauen – die Wechseljahre.
Empfehlungen bezüglich der Cholesterinspiegel
Personengruppe | Gesamtcholesterin (mg/dl) | LDL-Cholesterin (mg/dl) |
Gesunde ohne zusätzliche Risikofaktoren | < 240 | < 160 |
Gesunde mit zusätzlichen Risikofaktoren | < 200 | <130 (nach neueren Empfehlungen sogar < 100, besonders bei niedrigem HDL-Cholesterin) |
Patienten mit Herz-und Gefäßerkrankungen | < 150 | < 100 (optional <70) |
Besonders niedrige LDL- und Gesamtcholesterin-Werte sollten Personen anstreben, bei denen bereits eine Herz- oder Gefäßerkrankung aufgetreten ist, zum Beispiel ein früherer Herzinfarkt oder eine Angina pectoris. Denn Untersuchungen zeigen, dass gerade bei Vorerkrankungen der Blutgefäße eine Senkung des LDL-Cholesterins unter 70 mg/dl das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten kann. Bei verengten Herzkranzgefäßen – diese stellen die Blutversorgung des Herzens sicher – bilden sich die Verengungen teilweise sogar zurück. Die Blutwerte des als "gut" eingestuften HDL-Cholesterins sollten nach den Empfehlungen demgegenüber möglichst hoch sein.
Mittelmeerdiät und Bewegung als Therapiekonzept
Die Cholesterinwerte im Blut können durch eine gesunde Lebensweise positiv beeinflusst werden. So können zum Beispiel Frauen in den Wechseljahren das LDL-Cholesterin mithilfe einer ausgewogenen kalorien- und fettarmen Ernährung deutlich senken. Als günstig gilt die Mittelmeerkost mit viel Obst, Gemüse und Fisch.
Besondere Bedeutung scheint den so genannten Omega-3-Fettsäuren und ihren Vorstufen zuzukommen, die beispielsweise in Raps- und Olivenöl sowie Fisch enthalten sind. Sie erhöhen die HDL-Konzentration und wirken außerdem gerinnungshemmend. Auch
Omega-7-Fettsäurensollen sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken. Erhöhte Triglyceride können wirkungsvoll durch eine Reduzierung des
Alkoholkonsumsund des Verzehrs von
zuckerhaltigen Lebensmittelngesenkt werden. Darüber hinaus lässt sich HDL-Cholesterin durch vermehrte körperliche Aktivität erhöhen.
Mitunter sind Medikamente notwendig
Reicht eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten nicht aus, empfiehlt sich bei besonders hohem Risiko eine Senkung des Cholesterins durch Medikamente. Mittel der Wahl sind so genannte Statine. Sie senken den LDL-Wert je nach Dosierung um 30 bis 50 Prozent. Wenn die Wirkung der Statine nicht ausreicht, ist eine Kombination mit anderen blutfettsenkenden Mitteln möglich.