Geht es um das wichtigste weibliche Sexualhormon, sprechen Laien häufig einfach von Östrogen. Dabei handelt es sich genau genommen aber um eine Gruppe von Hormonen, die zu den Östrogenen zusammengefasst werden. Dazu gehören vor allem die Botenstoffe
- Östradiol,
- Östron und
- Östriol.
Östrogenmangel – die Anzeichen
Östrogene haben ein breites Wirkungsspektrum – dementsprechend weitreichend sind die Folgen, wenn der weibliche Körper mit dem Beginn der Wechseljahre die Bildung von Östrogenen nach und nach zurückfährt. Mindestens jede dritte Frau erlebt diesen Übergang von gebärfähig zu nicht mehr fruchtbar als belastend bis sehr belastend.
Folgende Symptome sind typisch für den Lebensabschnitt und werden deshalb auch als Wechseljahrsbeschwerden bezeichnet. Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind zusammen mit Schlafstörungen und Scheidentrockenheit die häufigsten Anzeichen von Östrogenmangel, desweiteren kommen vor:
- Herzklopfen,
- Nervosität und Reizbarkeit,
- trockene Augen,
- trockene Haut,
- Haarausfall.
Zusätzlich beeinflusst Östrogenmangel die Knochendichte negativ. Das ist eine der Ursachen dafür, dass das Risiko für Osteoporose bei vielen Frauen in den Wechseljahren steigt.
Östrogenmangel schuld an Depressionen?
Die weiblichen Hormone wirken jedoch nicht nur auf die weiblichen Geschlechtsorgane und sind ursache für körperliche Veränderungen. Pogesteron und Östrogene beeinflussen ebenso Nervenzellen im Gehirn und steuern die Aktivität anderer Hormone. Östrogen beispielsweise erhöht die Aktivität des Hormons Serotonin, dessen Mangel mit Depression und Angststörungen in Verbindung gebracht wird. Das Absinken des Hormonspiegels während der Wechseljahre wird deshalb als eine mögliche Ursache für die Häufigkeit von Stimmungsschwankungen und Depressionen bei Frauen angesehen.
Die Experten sind sich noch uneinig darüber, wie groß der Einfluss der Hormone tatsächlich ist. So wiesen zwar einige Untersuchungen ein gehäuftes Auftreten depressiver Symptome bei Frauen in den Wechseljahren nach. Andere Ursachen als die hormonellen Veränderungen, etwa Depressionen bereits im früheren Lebensalter, finanzielle Probleme, wurden dabei ausgeschlossen. Doch nicht alle Studien konnten einen solchen Zusammenhang herstellen.
Östrogenmangel: Die richtige Behandlung
Wenn die Wechseljahrsbeschwerden durch Östrogenmangel stark ausgeprägt sind, wird der Arzt gemeinsam mit der Patientin verschiedene Therapien ausarbeiten. Dabei kann die Behandlung die Symptome des Östrogenmangels betreffen (symptomatische Therapie) oder die Ursache des Hormonmangels direkt angehen (kausale Behandlung).
Die Anzeichen von Östrogenmangel lindern
Die symptomatische Behandlung ist vor allem dann empfehlenswert, wenn die Beschwerden nicht sehr ausgeprägt sind. Handelt es sich dabei in erster Linie um Schlafstörungen, Nervosität und depressive Verstimmung, hat sich unter anderem die Heilpflanze Johanniskraut bewährt.
Auch weitere Anzeichen lassen sich oft positiv beeinflussen. Gegen trockene Augen gibt es entsprechende Augentropfen. Zur Milderung von Falten und bei trockener Haut stehen eine ganze Reihe spezieller Kosmetika zur Verfügung. Ähnlich ist es mit Produkten, die dünner werdendes Haar pflegen.
Zäpfchen und Cremes bei lokalem Östrogenmangel
Für die kausale Therapie des Östrogenmangels bei Scheidentrockenheit eignen sich lokal wirkende Östrogenmedikamente (verschreibungspflichtig). Die Zäpfchen und Cremes gleichen den Östrogenmangel an Ort und Stelle aus, sie können über einen längeren Zeitraum hinweg angewendet werden. Bewährt haben sich Präparate mit dem Östrogen Östriol.
Östrogenmangel ausgleichen mit Hormonersatztherapie (HRT)
In erster Linie bedeutet die kausale Therapie bei Östrogenmangel eine systemische Hormonersatztherapie (Hormonsubstitution, Hormone Replacement Therapy oder kurz HRT). Dabei gibt es verschiedene Darreichungsformen wie Sprays, Gele und Pflaster für die Anwendung auf der Haut sowie Tabletten zur oralen Einnahme. Die verschreibungspflichtigen Medikamente enthalten Östradiol allein oder in Kombination mit Progesteron oder einem synthetischen Gestagen. Je nach Ausprägung der Wechseljahrsbeschwerden und dem Hormonstatus einer Frau lassen sich die Medikamente individuell dosieren.
Hormontherapie kann depressive Verstimmung lindern
Verschiedene Untersuchungen konnten eine Verbesserung der Stimmungslage durch die Gabe von Östrogenen nachweisen. Beispielsweise ergaben sich positive Effekte, wenn Östrogene bei Vorliegen einer Depression zusätzlich zu einem Antidepressivum verabreicht wurden (im Vergleich zur Gabe des Antidepressivums allein).
In Kombination mit Progesteron in Tablettenform wirkt sich eine Hormonersatztherapie ebenfalls positiv auf Stimmungsschwankungen aus, wie in unterschiedlichen Studien nachgewiesen werden konnte. Die Hormontherapie ist die wirksamste medikamentöse Behandlung von Stimmungsschwankungen, die durch einen Hormonmangel bedingt sind, das bestätigen aktuelle Studien der führenden deutschen Facharztgesellschaften.
Gemäß der aktuellen Behandlungsleitlinie sollte die HRT jedoch nicht länger als fünf Jahre angewendet werden. Zudem sollte die Frauenärztin oder der Frauenarzt die Hormonersatztherapie ihrer Patientin engmaschig begleiten.